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Ich bin 1964 geboren und habe 1993 an einer augenärztlichen Studie zur Behebung meiner Kurzsichtigkeit und meiner Hornhautverkrümmung teilgenommen; seit 2009 bin ich dauerhaft erwerbsunfähig. 

Warum habe ich diese Homepage erstellt?

Ich möchte Menschen, die mit dem Gedanken spielen, ihre Fehlsichtigkeit durch eine Augenlaseroperation beheben zu lassen, ermuntern, sich vor dem Eingriff über Vor- und Nachteile eines Lasereingriffes zu informieren. Lassen Sie sich nicht nur von dem Arzt beraten, der bei Ihnen den Lasereingriff vornehmen möchte, informieren Sie sich bitte auch aus anderen Quellen. Am Ende meiner Geschichte veröffentliche ich einige Links zu informativen Seiten im Internet. Nun meine Geschichte.


Ende der 80er Jahre wird vermehrt Werbung gemacht für Augenoperationen mit dem Eximerlaser. Ich frage meinen Augenarzt, was er von den neuen Möglichkeiten der Laserchirurgie hielte. Er gab mir eine Adresse in Berlin, Rudolf-Virchow-Augenklinik. dort sollte ich mir einen Termin geben lassen bei Prof. Dr. Dr. Theo S.

Gesagt, getan, über das Sekretariat erhielt ich einen Termin für den 27.07.1993. Ich kann mich noch genau im  Vorfeld  an das Gespräch mit der Leiterin des Sekretariats von Prof. S. erinnern. Am Telefon spricht sie davon, dass ich Glück hätte, weil am 27.07.93 ein nagelneuer Laser aus Amerika einträfe. In dem Gespräch hatte ich den Eindruck, dass die Augenklinik davon ausgeht, dass mein Entschluss zur Operation schon feststeht.Sie erzählt, dass die Voruntersuchung nachmittags, die Operation um 20.00 Uhr stattfinden würde. Nach der etwa zwanzigminütigen Operation hätte ich mit leichten postoperativen Schmerzen zu tun. Das operierte Auge, wäre etwa 4 – 5 Tage leicht lichtempfindlich. Die Unterbringung würde im Gästehaus der Uniklinik erfolgen.

Ich bereite die Fahrt nach Berlin mit dem Zug vor und reise mit meiner Freundin und Gepäck für ein paar Tage nach Berlin. An der Uniaugenklinik angekommen, erfolgen zunächst die Voruntersuchungen. Ich lass mich überraschen, was der Tag bringen wird und bin nach wie vor nicht sicher, ob ich die Operation machen lassen werde. Spät nachmittags erscheint Prof. S, symphatische Erscheinung, und klärt mich auf, wie die Operation stattfinden würde. Meine Augen wären soweit o. K. und er macht mir den Vorschlag, dass die Operation, die an sich 6000,-- DM kosten würde, bei mir kostenlos durchgeführt würde. Auf Nachfrage, warum ausgerechnet bei mir die Operation nichts kosten würde, entgegnete der Professor, dass ich mich lediglich für statistische Zwecke zur Verfügung stellen und ggf. ein paar Mal nach Berlin kommen müsste. Ich war zunächst sprachlos, die Alarmglocken, die eigentlich nun laut schrillen hätten müssen, haben sich aber nicht gemeldet. Der Professor sprach einen Satz, der sich bei mir ins Gedächtnis eingebrannt hat und den ich Zeit meines Lebens nicht vergessen werde. „Ja ja so san´s die Bayern, kost´s nix is nix“.

Wie auch immer, ich willige zu der Operation ein. Der Professor hält mir beiläufig noch einen Zettel unter die Nase über mögliche Risiken der Operation, den ich so halbwegs überfliege um ihn dann zu unterschreiben. Nun warten wir auf dem Gang, dass die Amerikaner den neuen Laser zusammenschrauben. Mir fällt aus dem Augenwinkel ein Mitarbeiter der Firma auf, der eine Brille mit dicken Gläsern trägt. Meine Freundin fragt diesen Herrn, warum er sich noch nicht lasern hat lassen. „Er hätte noch nicht die Notwendigkeit für einen Eingriff gesehen“, entgegnet er uns trocken. Danach kommt der Professor auf mich zu, ob ich was dagegen hätte, dass die Operation gefilmt wird, da ich der erste Patient sei, der mit dem neuen Gerät operiert werden würde. Ich willige ein. Nun ist die entscheidende Phase eingeläutet. Ich bekomme Augentropfen eingeträufelt und nach einer kurzen Einwirkungszeit lege ich mich auf den Operationstisch. Meine Freundin ist dabei.

Ich bekomme eine Lidsperre in das linke Auge gelegt und soll gerade aus in einen Strahlenkranz sehen. Der Professor erklärt mir, dass die Operation etwa 40 Sekunden dauern wird und ich vielleicht einen leichten Verbrennungsgeruch bemerke. Dann drückt der Professor auf den Knopf seines Lasers. Meinen Kopf hält er mit seinen Händen fest. Es erfolgt ein leises Knattern, so etwa wie wenn man auf einer alten mechanischen Schreibmaschine kurz hintereinander mehrmals auf eine Taste hämmern würde. Nach etwa einer Minute ist der Zauber vorbei. Der Professor begleitet mich in ein Nebenzimmer, schaut mir mit einem Lichtmikroskop nochmals ins operierte Auge und wünscht mir sodann eine gute Nacht, nicht ohne zu vergessen, dass er mir eine Schmerztablette mitgibt, die ich am besten vor dem Einschlafen einnehmen soll.

Das linke Auge verbandagiert, gehe ich mit meiner Freundin ins nahe gelegene Gästehaus und begebe mich auf den Rücken liegend ins Bett. Der Schlaf dauert nur wenige Stunden, als ich aufwache, weil mein Auge stark  schmerzt. Ich setze mich auf die Bettkante und verweile dort bis zum Morgen. Zurück in der Augenklinik wird zuerst der Verband abgelöst. Das Auge ist stark geschwollen und ich habe das Gefühl, dass mir jemand eine handvoll Sand gemischt mit Reisnägeln ins Auge gekippt hat. Die Krankenschwester spült mir mit einer wohltuenden Lösung das Auge aus und gibt mir wieder ein Schmerzmittel. Danach schaut mir ein Mitarbeiter von Prof. S. ins Auge und teilt mir mit, dass ich am nächsten Morgen wieder vorbeikommen solle. Auch am nächsten Tag ist das Auge noch sehr geschwollen und tut höllisch weh. Ich kann das Auge aber schon etwas öffnen und bin gespannt, wie gut ich nun sehen werde. Aber zunächst sehe ich alles verschwommen. Ich bin darüber anfangs nicht großartig verunsichert, und denke mir, dass in den nächsten Tagen das volle Sehvermögen schon kommen wird. Bei der ersten Sehübung am nächsten Tag im Arztzimmer habe ich aber lediglich eine Sehleistung von 30 %. Als dann eine Assistenzärztin mich frägt, ob ich Rheumapatient sei, werde ich das erste Mal stutzig. Als Prof. S. mich anschließend untersucht, lässt er mich zunächst im Unklaren und sagt, ich solle erst einmal nach Hause fahren um das Auge ausheilen zu lassen. Er gibt mir einen Zettel mit, den ich meinem Augenarzt vorlegen soll. Dieser Zettel ist gespickt mit Fachausdrücken aus der Augenheilkunde wie z.B. Steroidtherapie, Cortisonglaukom, Refraktionsentwicklung, hyperob, Emmetropie, Anisometropieproblem. Ich beginne mich langsam mit dem Thema „Lasereingriffe am Auge“ zu beschäftigen und merke ziemlich schnell, dass diese Wissenschaft in den Kinderschuhen steckt und es keinesfalls eine ausgereifte und auf langjährigen Erfahrungswerten basierende Technik ist.

Ich bin also am nächsten Werktag bei meinem Augenarzt und bitte ihn mir das Schreiben von Prof. S. in verständlichen Worten zu erklären. Ich bin einigermaßen baff, was da drin steht, da ich glaubte, nach ca. 1 Woche würde ich spätestens gut sehen können um das zweite Auge in Angriff nehmen zu können. Dem ist aber nicht so und so muss ich mich zunächst mit dieser Situation abfinden. Ich gehe also wieder in die Arbeit und arbeite ohne Brille. Vier mal am Tag muß ich das operierte Auge mit dem Mittel „Efflumidex“ einträufeln. Dieses Mittel soll den Heilungsprozess verzögern und damit eine Narbenbildung auf der Hornhaut verhindern.  

Vor meiner Augenoperation hatte ich am 30.06.1993 einen Vortrag beim Fortbildungsinstitut der bayerischen Polizei zum Thema „Zusammenarbeit der Polizei mit den Ausländerbehörden“ gehalten. Beim ersten Vortrag nach der Operation wird es mir urplötzlich dermaßen schwindelig, dass ich den Vortrag abbrechen muß. Nach einer kurzen Erholung mache ich weiter und führe den Vortrag zu Ende. Es ist mir schnell klar, dass dieser Schwindelanfall mit meiner Augenoperation zu tun hat. Ich beende daraufhin meine Tätigkeit für das Fortbildungsinstitut.

Für den 07.12.1993 ist ein Vorsprachetermin bei Prof. S. vereinbart. Nachdem der Prof. die Leitung der Universitätsaugenklinik „Carl Gustav Carus“ in Dresden übernommen hat, führt uns der Weg nach Sachsen. Dort angekommen erklärt mir Prof. S., dass ich auch das zweite Auge machen muß, weil sich die Probleme wie Schwindel und Gleichgewichtsstörung ansonsten manifestieren würden. Ich bin bis dahin von der Vorstellung ausgegangen, dass ich ja noch das gute nicht operierte Auge habe und mit meiner Brille so weitermachen kann wie bisher. Das ist ein Trugschluss. Mir wird seitens der Augenärzte klargemacht, dass ich das zweite Auge auch operieren lassen muss, um die Schwindel- und Gleichgewichtsprobleme in den Griff zu bekommen. Jetzt verliere ich endgültig das Vertrauen zu Prof. S. und reise ohne einen Plan zu haben ab.

Zuhause beginne ich eine intensive Recherche über Probleme mit der Laseranwendung  am Auge und stoße hierbei auf einen Augenarzt namens  Till A., der offenbar ebenfalls ein Spezialist auf  diesem Gebiet ist. Ich vereinbare einen Termin für Dienstag, 24.05.1994. Die Reise führt uns nach Gaggenau ins Baden-Württembergische Nähe Raststatt. Dort wird mir bestätigt, dass der Eingriff am linken Auge irrevesibel sei und mir mit einer Operation des zweiten Auges am besten gedient wäre. Jetzt ist guter Rat teuer. Das linke Auge sieht so schlecht, dass ich mir nicht vorstellen kann, das rechte Auge ebenfalls lasern zu lassen. Andererseits kann ich die Schwindel- und Gleichgewichtsprobleme kaum kompensieren. Tagtäglich schleppe ich mich in die Arbeit um Abends geplättet nach Hause zu kommen, um sehr früh ins Bett zu gehen, zum Kräftesammeln für den nächsten Tag.

Das rechte Auge versehe ich mit einer Kontaktlinse und so versuche ich die nächste Zeit zu überstehen. Mit Kontaktlinse sehe ich mit dem rechten Auge alles wunderbar scharf. Die Farben sind satt und nachts sehe ich gut. Mit dem linken Auge sehe ich tagsüber schlecht, die Farben sind alle fahl, die Sonne blendet und nachts bin ich praktisch blind. Und unter diesen Umständen soll ich das rechte Auge operieren lassen? In meiner Not male ich das linke Glas meiner Brille schwarz an und geh so zur Arbeit. Die Kollegen sind ganz schön erstaunt, als ich ihnen bekannt gebe, dass ich zukünftig mit einem Auge arbeiten werde. Ich merke ziemlich schnell, dass dies keine Dauerlösung ist und so versuche ich mich an eine Brille zu gewöhnen, die ich mir sozusagen selbst verschreibe. Ich wähle Gläser, die die Fehlsichtigkeit des linken Auges ausgleichen und reduziere das Brillenglas auf dem rechten Auge, in der Hoffnung, dass sich das Hirn an die „Brille light“ gewöhnt. Der Erfolg ist eher spärlich. Ich kann zwar einigermaßen arbeiten, aber einen Acht-Stunden-Tag mit Volllast packe ich trotzdem nicht.

Mein Augenarzt empfiehlt mir Prof. N. in München, bei dem ich kurze Zeit später vorstellig werde. Nach den üblichen Voruntersuchungen, werde ich zum Chef gebeten. Ich erzähle ihm von meiner Lage und er verspricht mir zu helfen. Am 16.03.1995 erhalte ich Post von Prof. N. Er hat sich mit Prof. S. in Verbindung gesetzt – laut Briefwechsel sind sie per Du – und er rät mir dringend mich an Prof. S. zu wenden, damit er die augenärztliche Behandlung fortführen kann.

Da der Alltag mit der „Brille light“ nicht wirklich gut  zu meistern ist, entschließe ich mich erneut zu Prof. S. zu fahren. Dieser erklärt mir, dass er erst das linke Auge vollständig operieren möchte, bevor er an das zweite Auge rangeht. Er schlägt mir vor, dass der Restastigmatismus, der noch vorhanden ist, diesmal mit zwei Einschnitten in die Hornhaut behoben werden soll, nachdem bei mir der Eximerlaser nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Ich willige ein und liege wenig später wieder auf dem OP-Tisch. Diesmal verpasst mir der Prof. zwei gebogene Schnitte in die Hornhaut, wobei ca. 80 % der Hornhautdicke durchtrennt werden. Die OP ist schmerzfrei. Nach der Operation suchen wir uns ein Hotel und fahren am nächsten Tag wieder nach Hause.

Nach einer mehrwöchigen Abheilphase fahren wir wieder nach Dresden, um am 22.06.1995 nun am rechten Auge operiert zu werden. Diesmal will der Prof. zunächst den Astigmatismus mit dem Skalpell beheben. Er verpasst mir wieder zwei Schnitte in die Hornhaut. Auch diese OP verläuft schmerzfrei und wir fahren am nächsten Tag wieder nach Hause. Ein Dreiviertel Jahr später kommt es zu dem von mir gefürchteten Lasereingriff am rechten Auge, da die Kurzsichtigkeit nur mit dem Laser behoben werden kann. Im März 1996 wird mir die Kurzsichtigkeit mit dem Laser behoben. Es trat natürlich ein, was ich befürchtet hatte. Die Komplikationen, die nach der ersten OP am linken Auge auftraten, treten nun auch am rechten Auge auf. Blendempfindlichkeit, Nachtblindheit, Doppelsehen.

Von Neuem muß ich mich wieder herankämpfen, denn nach jeder Operation muß mein Hirn erst einmal mit den veränderten Bedingungen zurecht kommen. Im Laufe der folgenden Monate verschlechtert sich die Sehfähigkeit meines linken Auges. Prof. S.teilt mir mit, das dies ein Phänomen bei Laseroperationen ist; die Wissenschaft weiß bisher nicht, warum bei manchen Patienten die Kurzsichtigkeit im Laufe der Zeit wieder zunimmt.  Er schlägt mir vor, das linke Auge noch mal zu lasern. Schwindel, Gleichgewichtsstörung sind ständig meine Begleiter, sodaß ich am 30.03.1998 das linke Auge noch mal lasern lasse, in der Hoffnung, dass alles Gut wird. Der Operationmarathon ist nun zu Ende.

Das Ergebnis ist niederschmetternd. Grundsätzlich habe ich das Gefühl nicht gut zu sehen, die Farben sind blass, am Abend ist alles fahl, im Dunkeln bin ich nachtblind, ich leide an Sehschwankungen, in der Nähe sehe ich doppelt. Die Doppelbilder sind das Schlimmste, so muß ich überwiegend beim Lesen in der Arbeit mit einem Auge arbeiten.

Ich lass mir noch mal einen Termin bei Prof. S. geben. Der schickt mich in die Abteilung für „Schielen“ dort wird herausgefunden, dass ich eine sog. Nahexophorie habe, ein verstecktes Schielen, hervorgerufen durch den Laseroperationen. Prof. S. drückt  mir wortkarg ein Schreiben in die Hand mit dem Hinweis, ich solle mir eine Prismenbrille beschaffen und verabschiedet mich emotionslos. So jetzt steh ich da und weiß weder ein noch aus. Zuhause beginne ich mit Fusionsübungen. Ich trainiere meine Augenmuskeln wie andere ihre Bizeps im Fitneßstudio. Allmählich bekomme ich dieses Schielen in den Griff. Es kostet mich zwar verdammt viel Energie, aber ich bin zumindest in der Lage einigermaßen meine Arbeit zu erledigen. Ein kurzzeitiger Versuch mit Prismenbrillen scheitert, mein Hirn ist nicht in der Lage erneute optische Veränderungen zu akzeptieren. Die Jahre 1998 bis 2004 überstehe ich so einigermaßen schadlos. 2004 kommen die Doppelbilder wieder zurück und zwar intensiver als je zuvor. Ich breche in der Arbeit zusammen, werde depressiv und komme in die Psychiatrie. 

Wer Interesse hat, wie sich mein Leben seit 2004 bis heute gestaltet, kann meine Biographie lesen. Schreibt mir einen Hinweis in mein Gästebuch, ich werde mich dann bei Ihnen melden.